Ein Trip mit Camper oder Wohnmobil: Das heißt für die meisten einfach mal raus aus dem Alltag, tief durchatmen und Zeit in der Natur genießen. Umso ironischer ist es, dass es besonders beim Campen häufig schwer fällt, nachhaltig zu leben. Dabei ist es doch so wichtig, die Natur zu erhalten, damit wir noch lange entspannte Wochenenden im Freien genießen können.
WOHNMOBIL BEI CAMPANDA FINDEN!
Nachhaltig zu leben liegt im Trend. Das zeigen Phänomene wie die Zero-Waste-Bewegung. Ursprünglich von der Bloggerin Bea Johnson ins Leben gerufen, versucht dieser Lifestyle, jegliche Müllerzeugung zu vermeiden. Dieses Unterfangen lässt sich auch im Wohnmobil umsetzen. Alles, was ihr benötigt, ist ein bisschen extra Planung. Damit die gelingt und ihr auch andere Aspekte eures Campingurlaubs noch nachhaltiger gestalten könnt, haben wir einige Tipps für euch zusammengestellt.
Ausstattung leihen oder gebraucht kaufen
Mit dem Camping steht es wie mit vielen anderen Hobbys auch: Erst einmal muss viel Ausrüstung angeschafft werden. Aber muss das wirklich sein? So, wie ihr ganz einfach das passende Fahrzeug für euren Trip online buchen könnt, lohnt es sich, auch in anderen Bereichen über die Sharing Economy nachzudenken. Gibt es vielleicht sogar Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder, die euch die praktischen Campingstühle oder die teure Outdoor-Kleidung leihen können?
Falls ihr bereits einige Utensilien besitzt, die allerdings schon ein wenig ramponiert sind, gilt es, nicht sofort weg zu schmeißen und neu zu kaufen. Kann etwa das Fahrrad nicht doch noch repariert und die Regenhose geflickt werden? Wenn ihr selbst nicht über das handwerkliche Know-how verfügt, gibt es in den meisten größeren Städten sogenannte “Repair Cafés”. In diesen Cafés kommen Menschen zusammen, um Altes zu reparieren und so gegen die geplante Obsoleszenz, d.h. ein eingeplantes Kaputtgehen von Gebrauchsgegenständen, anzutüfteln.
Wenn aber das alte Equipment nicht mehr flott zu machen geht und auch keiner im Bekanntenkreis mit einer Leihgabe einspringen kann, solltet ihr entweder secondhand kaufen oder vorher genau recherchieren, welches Unternehmen ihr mit eurem Kauf unterstützen wollt. Es gibt zahlreiche Hersteller von Outdoor-Bekleidung, die besonders viel Wert auf die Langlebigkeit ihrer Produkte legen oder sogar recycelte Materialien verwenden.
Unterwegs mit dem richtigen Fahrzeug
Im Vergleich zu Flugreisen werden auf Fahrten mit dem Wohnmobil deutlich weniger CO2-Emissionen erzeugt. Wenn dann noch mehrere Personen im Wohnmobil mitfahren, sinkt die CO2-Bilanz noch zusätzlich pro Reisenden. Da allerdings auch der Camper Rohstoffe verbraucht, könnt ihr versuchen, den Verbrauch eures Fahrzeugs auf ein mögliches Minimum herunterzuschrauben.
Zunächst könnt ihr natürlich versuchen, ein Fahrzeug zu finden, das vorzugsweise wenig verbraucht und trotzdem alle eure Bedürfnisse abdeckt. Danach heißt es, den Kraftstoffverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren . Das erreicht ihr durch spritsparendes Fahren. Das heißt, verzichtet auf Vollbremsungen und lasst ausrollen; fahrt untertourig und vermeidet Kurzstrecken. Nehmt hierfür lieber Fahrräder mit, mit denen ihr die Umgebung und nahe gelegene Städtchen erkunden könnt. Überprüft außerdem vor der Abfahrt den Reifendruck. Sind sie ausreichend voll, verringert das den Reifenwiderstand und den Spritverbrauch.
Campingküche ohne Müll
Plastikmüll ist eine der größten Umweltbelastungen unserer Zeit. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, ihn soweit wie möglich zu vermeiden. Wer sich schon etwas eingehender mit dem Thema beschäftigt hat, weiß, wo die alltäglichen Herausforderungen liegen und es auch beim Camping knifflig werden kann. Besonders in der Küche fällt sehr viel Müll an. Allerdings kann vieles davon vermieden werden, wenn man im Vorfeld ein wenig Planung, Vorbereitung und Zeit investiert. Wichtig hierbei ist: setzt euch nicht zu sehr unter Druck, sondern gebt euer Bestes und geht so viele Kompromisse ein, wie sich für euch gut anfühlen – schließlich soll es Urlaub sein und ihr entspannen.
Umweltfreundliche Küchenutensilien
Findet schon im Vorfeld heraus, ob Küchenutensilien zur Grundausstattung des Wohnmobils gehören. In manchen Fahrzeugen müsst ihr selbst alle nötigen Utensilien mitbringen. Häufig wird dann im Campingurlaub auf Papp- oder Plastikteller und -becher zurückgegriffen. Umweltfreundlicher ist es, die Wegwerfoption durch langlebiges Emaille- oder Edelstahlgeschirr sowie Besteck auszutauschen. Es muss nicht besonders viel sein. Ein Set pro Person ist völlig ausreichend.
Außerdem ist es sinnvoll, wenn ihr euch schon vorher gut überlegt, was noch an Bord des Fahrzeugs soll. So könnt ihr zum Beispiel immer eine Edelstahldose und ein Schraubglas für Unterwegs im Gepäck haben. Wenn es dann zwischendurch beim Ausflug mal ein Snack auf die Hand oder ein Milchshake zum Mitnehmen sein sein soll, könnt ihr darauf zurückgreifen und braucht keine unnötige Verpackung mitnehmen. Auch beim Einkauf können diese Utensilien gelegen kommen. Im Supermarkt – oder besser noch auf dem einheimischen Wochenmarkt bzw. beim Bauern – kann einfach der Käse oder das Fleisch an der Theke in die Dose oder das Glas gefüllt und so zum Wohnmobil transportieren werden.
Ebenfalls zur Grundausstattung für den Urlaub unterwegs gehören: eine wiederbefüllbare Wasserflasche, Stoffservietten oder Geschirrtücher statt der Küchenrolle, eine French Press oder Mokkakanne für den Gaskocher, ein wiederverwendbarer To-Go-Kaffeebecher und die, die es ganz genau nehmen, haben auch noch Edelstahl- oder Glasstrohhalme dabei.
Verpackungsfrei einkaufen und kochen
Überlegt euch schon, bevor es losgeht, was ihr kochen wollt und wie ihr die Rezepte eventuell vereinfachen könnt. Dann könnt ihr die Produkte und Lebensmittel bereits von zu Hause mitnehmen und erspart euch im Urlaub die Suche nach Unverpackt-Läden und verpackungsfreien Optionen im herkömmlichen Supermarkt. Hierfür eignen sich insbesondere trockene Produkte wie Reis, Nudeln, Quinoa, Couscous, Müsli und Nüsse, die ihr in Stoffbeuteln mitnehmen könnt. Solltet ihr unterwegs dann etwas verbraucht haben, können die leeren Beutel gleich für den Einkauf genutzt werden. Füllt euch außerdem Gewürze von eurem Hauptvorrat in kleine Döschen und Gläser ab – so seid ihr schon super vorbereitet.
Es müssen übrigens nicht immer die teuren Produktbeutel oder schicken Edelstahl-Container sein. Guckt, was ihr zu Hause habt und „zweckentfremden“ könnt. Alte Tupperdosen, Jutebeutel und Schraubgläser tun es genauso gut!
Plastikfreies Trinkwasser
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Trinkwasser. Informiert euch vor der Abfahrt, wie die Trinkwasserqualität in eurem Zielland ist. Häufig ist Wasser aus der Leitung von genau so guter Qualität wie das Abgefüllte in Flaschen. Ihr könnt also den Wassertank ganz einfach auf dem Campingplatz an der Leitung auffüllen. Sollte das Wasser nicht unbedenklich sein, könnt ihr überlegen, ob ihr auf Wasserfilter oder sogenannte Lifestraws umsteigen wollt. Ansonsten kauft Trinkwasser in möglichst großen Containern, die ihr dann anschließend recyceln könnt.
Verzicht auf Alufolie
Eine beliebter Dauerbrenner beim Campingurlaub sind die berühmten Folienkartoffeln oder der Fisch in Alufolie, die bequem am Lagerfeuer zubereitet werden. Allerdings ist Alufolie nicht nur gesundheitlich umstritten, sie ist auch nicht besonders gut für den ökologischen Fußabdruck. Stattdessen könnt ihr eine gusseiserne Pfanne für das Kochen unter freiem Himmel verwenden – die muss auch gar nicht neu angeschafft werden. Schaut einfach mal in eure Küchenschränke, ob es dort nicht noch die eine oder andere Pfanne gibt, die für diesen Zweck ausrangiert werden kann.
Manchmal führt auch hundertprozentiger Einsatz nicht zu völliger Müllvermeidung. Glasflaschen ohne Pfand oder auch die Verpackung von Milchprodukten, die manchmal nur schwer in Pfandgläsern zu kaufen sind, fallen trotz aller Bemühungen an. Entsorgt diese Überbleibsel einfach dort, wo ihr sie ordentlich recyceln könnt!
Schadstoffarm im Badezimmer und Putzschrank
Wie so häufig im Leben gilt auch im Bad: Weniger ist mehr! Häufig brauchen wir die vielen Cremes und Döschen überhaupt nicht, die sich bei uns im Badezimmer tummeln. Wer auch beim Campen nicht auf ein wenig Make-up verzichten möchte, kann abends die Schminke einfach mit Kokosöl und einem auswaschbaren Läppchen entfernen. So spart ihr euch die Wattepads und Abschminktücher im Mülleimer.
Grundsätzlich kann man im Alltag auf vieles im Bad verzichten, das unnötig Müll verursacht: Anstelle des Duschbads und Shampoos tut es ein Stück Seife und festes Shampoo genauso gut. Letzteres kann in vielen Bioläden oder Kosmetikgeschäften gekauft werden, ebenso wie Deo, das inzwischen in fester, verpackungsfreier Form existiert. Anstelle der Bodylotion kann auch hier wieder Kokosöl verwendet werden. Oder ihr benutzt ein anderes natives Öl, das sowieso schon in der Küche mitreist. Ihr könnt zum Beispiel Olivenöl, Sesamöl oder Sonnenblumenöl benutzen. Beim Zähneputzen kann schließlich auf eine Bambuszahnbürste und Zahnpastatabletten zum Zerkauen, bei der Periode von herkömmlichen Hygieneartikeln auf eine Menstruationstasse umgestiegen werden.
Im Allgemeinen solltet ihr beim Campen in der Natur darauf achten, biologisch abbaubare Seifen und Reinigungsprodukte zu verwenden. Dann spricht auch nichts dagegen, das Dusch- und Abwaschwasser im Freien abzulassen.
Obwohl man im Urlaub ist, muss auch im Wohnmobil der Abwasch gemacht und gelegentlich der Putzlappen geschwungen werden. Wer nicht auf Kernseife, Essig und Backpulver als altbewährte Hausmittel zurückgreifen möchte, kann umweltfreundliche Reinigungs- und Waschmittel kaufen. Sie sind in Drogerien und Biomärkten erhältlich und stellen eine gute Alternative zu herkömmlichen Produkten dar. Mit an Bord sollten außerdem auswaschbare Tücher und Lappen, eine kompostierbare Bürste aus natürlichen Materialien und ein Topfkratzer zum Abwaschen sein.
An alles gedacht? Sogar der Campinplatz kann „öko“ sein
Diejenigen, die den gesamten Campingurlaub unter das Motto des umweltfreundlichen Reisens stellen wollen, können nachhaltige Campingplätze ansteuern. Es gibt Online-Portale wie ecocamping.net oder eco-ferien.de, die euch die Suche nach dem genau richtigen Campingplatz erleichtern.
Mit diesen Tipps und Hilfestellungen steht dem Öko-Urlaub nichts mehr im Weg. Klar, die vielen Aspekte können erst einmal überwältigend sein. Aber denkt daran, dass niemand Perfektion erwartet. Setzt so viele der Ideen um, wie sie für euch praktikabel sind und genießt die Zeit in der Natur – so haben wir lange was von ihr.