Die Zahl der Wohnmobileinbrüche sinkt seit Jahren kontinuierlich – dennoch gilt für Camper der altbekannte Grundsatz: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Besonders Wildcamper gehören in touristischen Regionen zu den beliebtesten Zielen von Kleinkriminellen. Hier lesen Sie, wie Sie Ihr Reisemobil für den Sommerurlaub einbruchssicher machen.
Mit Campanda im Wohnmobil unterwegs
Endlich wieder Sommer. Das heißt: Wohnmobil satteln, die Welt entdecken und die Natur genießen. Viele Camper verbinden das Gefühl von Freiheit im Reisemobil-Urlaub fest mit Wildcamping. Einfach übernachten wann und wo man möchte, ohne Nachbarn, ohne Anmeldung, ohne Übernachtungsgebühr.
Allerdings lauern gerade hier in der nächtlichen Ruhe und Abgeschiedenheit Kleinkriminelle auf ihre Chance. Dies zeigt auch die Statistik: Die meisten Einbrüche in Wohnmobile geschehen auf unbewachten öffentlichen Parkplätzen, ob auf der Raststätte oder irgendwo am Straßenrand.
Gleichzeitig zeigt sich aber auch ein neuer Trend: Immer häufiger schlagen die Diebe tagsüber auf viel bevölkerten Parkplätzen, beispielsweise am Strand oder vor dem Einkaufszentrum, zu. Um Wertgegenstände wie Geldbeutel, Mobiltelefon oder Laptop zu erbeuten, benötigen sie dafür meist nur wenige Sekunden.
Was Wohnmobileinbrüche so attraktiv macht, sind ganz einfach das Motiv und die Gelegenheit:
- Im Reisemobil befinden sich meist alle wichtigen Wertgegenstände der Camper auf kleinstem Raum, von Bargeld über Smartphones bis Navigationsgerät.
- Die Wohnmobiltüren und -Fenster sind in der Regel schlecht gesichert und so leicht zu öffnen. Meist genügt schon ein geübter Griff mit einem Schraubendreher.
Der finanzielle Schaden aus solchen Einbrüchen ist zwar in den meisten Fällen vergleichsweise gering, aber dennoch ärgerlich und beunruhigend. Doch zum Glück können Camper mit diesen Tipps für wenig Geld die Einbruchsgefahr auf ein Minimum reduzieren.
Tipp 1: Vorausschauendes Parken ist die halbe Miete
Erfahrene Camper werden diese Verhaltensregeln wahrscheinlich schon auswendig kennen und dürfen den ersten Tipp gerne überspringen. Für Neu-Wohnmobilisten möchten wir an dieser Stelle aber noch einmal die wichtigsten Regeln für das Abstellen des Reisemobils zusammenfassen.
Überwachte Parkplätze wie Campingplätze und Stellplätze mit Sicherheitsdienst (häufig als „Valet-Parking“ ausgeschildert) machen sich auf Dauer zwar in der Urlaubskasse bemerkbar, garantieren aber für sichere Übernachtungen oder Städte-Erkundungen. Besonders in Großstädten raten Polizei und Campingverbände zu überwachten Parkplätzen.
Wildcamping in Maßen: Freies Übernachten ist zwar kostenlos und der Inbegriff des Campings, völlige Abgeschiedenheit lädt aber Einbrecher ein. Parken Sie deshalb bevorzugt an beleuchteten Orten mit anderen Wohnmobilen oder Häusern in der Nachbarschaft. Dazu zählen beispielsweise auch Tankstellen oder andere Einrichtungen, die die gesamte Nacht geöffnet haben.
Verstecken Sie Ihre Wertgegenstände, um den Kleinkriminellen kein Motiv zu geben. Jeder Einbruch birgt ein Risiko. Sind auf den ersten Blick keine Wertgegenstände im Fahrzeug zu erkennen, können die Einbrecher nicht abschätzen, ob sich dieses Risiko auch lohnt. Das heißt ganz konkret: Lassen Sie Handtaschen, Geldbörsen und Elektronikgeräte selbst bei kurzen Einkaufstouren niemals von außen sichtbar im Fahrzeug zurück.
Halten Sie den Schaden gering: Diebe können nur mitnehmen, was sie im Fahrzeug vorfinden. Tragen Sie wichtige Gegenstände wie Bargeld und Pässe deshalb auch nachts immer am Körper. Hier sind beispielsweise kleine Bauchtaschen sehr hilfreich. Andere Wertgegenstände wie Schmuck und Laptop sollte man nur falls unbedingt notwendig im Wohnmobil mitführen. Zuhause sind diese Sachen meist besser aufgehoben.
Zahlreiche Wohnmobil-Ausstatter bieten als zusätzlichen Schutz für einen Preis ab etwa 120 Euro mobile Tresore für das Reisemobil an. Hierin können Sie Wertgegenstände und wichtige Dokumente diebstahlsicher Unterbringen.
Tipp 2: Schutz von Außen – Sichern Sie die Schwachstellen Ihres Fahrzeuges
Reisemobile bieten aufgrund ihrer leichten Bauweise und zum Teil auch wegen ihres Wohnkomforts einige Schwachstellen, die Wohnmobildiebe gezielt ausnutzen.
An den Fahrerhaustüren lassen sich die Fenster leicht aus ihrer Dichtung hebeln, leicht geöffnete Fenster laden dazu ein, mit einer einfachen Drahtkonstruktion die Verriegelung zu öffnen. Schlösser werden gerne aufgebohrt, das gilt ebenso für die Türen zum Wohnraum und die Klappen zu Stauräumen und Garage.
Ausstell- und Schiebefenster bieten meist nur wenig Widerstand, innerhalb von Sekunden können geübte Einbrecher diese Aufhebeln. Über eine ungesicherte Heckleiter lassen sich nicht nur Wertgegenstände von Dach (zum Beispiel Solarpaneele) entwenden, auch die Dachluke ist schnell geöffnet.
Bei all diesen Schutzmechanismen empfehlen Experten: Zeigen Sie, was Sie haben! Zusatzschlösser, Ketten und Alarmanlagen sind von außen gut sichtbar und entmutigen Einbrecher oft schon vor dem Einbruchsversuch.
Einen kleinen Schreck möchten wir Wohnmobilisten an dieser Stelle noch nehmen: In Campingforen tauchen über die Zeit immer wieder Diskussionen über sogenannte „Narkosegas-Überfalle“ auf, meist angeheizt von mehrdeutigen Zeitungsartikeln.
Polizei und Sicherheitsexperten weisen aber immer wieder darauf hin: Bisher liegt kein bestätigter Fall eines solchen Überfalles vor, aus mehrfachen Gründen, so sind sich die Experten einig, sind solche Überfalle auch nahezu unmöglich durchzuführen und somit sehr unwahrscheinlich.
Wer sich dennoch schützen möchte, findet Gasmelder in diversen Onlineshops. Viele der neueren Wohnmobil-Modelle haben solche Melder bereits als Standartausstattung eingebaut.
Mit diesen Tipps sind Sie für Ihren Wohnmobilurlaub bestens gerüstet und können die diesjährige Wohnmobilsaison unbeschwert genießen.
Zahl der Wohnmobildiebstähle nimmt stetig ab – Europa im Vergleich
Die Kriminalstatistik der Bundespolizei zeigt einen klaren Trend: Seit nunmehr fast 30 Jahren geht die Anzahl der Fahrzeugdiebstähle stetig zurück. Ende der 1980er Jahre wurden in Deutschland noch rund vier mal so viele Fahrzeuge gestohlen wie in 2014. Im europäischen Vergleich zählt die Bundesrepublik zu den sichersten Staaten. Lediglich die Aufklärungsquote verbleibt nach wie vor auf einem geringen Niveau.
Die Zahlen stimmen positiv: Sowohl in Deutschland als auch in Europa werden von Jahr zu Jahr weniger Einbrüche und Diebstähle an Fahrzeugen gemeldet. Die Polizei mahnt dennoch zur Vorsicht: Ein zusätzliches Schloss an Wohnmobilfenstern und -Türen ist niemals verkehrt.
Polizisten und Versicherer räumen außerdem mit einem alten Einbrecher-Klischee auf. Die meisten Einbrüche geschehen nicht nachts im Hinterhof, sondern größtenteils am helligten Tag und bevorzugt auf öffentlichen Parkplätzen. Ein solcher Einbruch dauert meist nur wenige Minuten. Im Fokus der Einbrecher stehen vor allem Bargeld, Reisepässe und kleine Elektrogeräte wie Navigationssysteme.
Sicherheitsexperten empfehlen deshalb, derartige Wertsachen nicht unbeobachtet im Reisemobil zurückzulassen. Außerdem raten sie dazu, Wohnmobile nur an gut einsichtigen und geschlossenen Bereichen wie einem Campingplatz abzustellen.
Da vermehrt Einbrüche auf Supermarkt-Parkpkätzen geschehen, sollte nach Möglichkeit bei Einkaufstouren mindestens eine Person beim Fahrzeug bleiben.
Trend der Fahrzeugdiebstähle insgesamt rückläufig
Für das Jahr 2014 zählte die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Bundeskriminalamtes über 190.000 Diebstähle an oder aus Kraftfahrzeugen. Seit vielen Jahren ist die Zahl 2014 wieder leicht gestiegen. Dabei handelt es sich laut Experten aber um einen gewöhnlichen statistischen Trend, der nicht zur Beunruhigung veranlasst. Einzelne statistische Ausreißer sind in längeren Zeitreihen gang und gäbe.
Die Anzahl der Fahrzeug-Einbrüche ist seit 1993, nach einem kurzen Anstieg nach der Wiedervereinigung, stark rückläufig. Vor 20 Jahren wurden noch rund vier Mal so viele Fahrzeug-Einbrüche gemeldet wie heutzutage.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt aber: Campern bleibt nach einem Wohnmobil-Einbruch nur wenig Hoffnung, das Diebesgut zurückzubekommen. Laut PKS lag die Aufklärungsquote von Fahrzeug-Einbrüchen 2014 nur bei rund 10 Prozent. In 9 von 10 Fällen konnten die Beamten die Täter nicht ermitteln.
Die Statistik zeigt einen klaren Trend
Leider führt die Polizeiliche Kriminalstatistik keine separaten Zahlen für Einbrüche in Wohnmobile. Lediglich der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) schlüsselt die ihnen vorliegenden Zahlen zu Diebstählen kaskoversicherter Fahrzeuge nach Fahrzeugklasse auf.
Hieraus wird ersichtlich: Auf Wohnmobile fällt nur rund ein Prozent der insgesamt angezeigten Fahrzeugdiebstähle. Im Jahr 2014 gaben 306 Camper in Deutschland ihr Fahrzeug als gestohlen an – insgesamt waren es 30.458 Kasko-Versicherte Fahrzeuge.
Beunruhigend wirkt auf den ersten Blick die Diebstahl-Entwicklung unter Wohnmobilen im Vergleich zum Vorjahr. Während der Gesamttrend an Kfz-Einbrüchen in Deutschland laut PKS-Zahlen nur um rund 1,5 Prozent zulegte, verzeichnet die GdV-Statistik eine erhöhte Wohnmobildiebstahl-Häufigkeit von 15,5 Prozent verglichen mit 2013 – die höchste Zunahme unter allen Fahrzeugklassen.
Doch auch diese Zahl lässt sich statistisch erklären, Wohnmobile wurden keineswegs unsicherer: Nach Zahlen des Caravaning Industrie Verbandes wurden allein im Jahr 2014 mehr als 25.000 neue Wohnmobile zugelassen.
Diese Zahl erklärt den rund 15 prozentigen Anstieg an Wohmobildiebstählen auf Deutschlands Straßen in 2014. Wo mehr Freizeitfahrzeuge unterwegs sind, können auch mehr gestohlen werden.
Im Europaweiten Vergleich gehört Deutschland zu den sichersten Staaten
Viele Camper verbringen ihren Wohnmobil-Urlaub selbstverständlich nicht nur in Deutschland – rund 70 Prozent der deutschen Campanda-Kunden verbrachten 2015 den Campingurlaub im europäischen Umland.
Aktuelle Zahlen des europäischen Statistikbüros Eurostat zeigen: Auch im Rest Europas war der Trend im 5-Jahres-Vergleich, mit Ausnahme Griechenlands, überall rückläufig.
Spitzenplätze belegen nach absoluten Zahlen die größten Staaten Europas: Italien führt die Statistik mit fast 200.000 Fahrzeug-Diebstählen im Jahr 2012 an, 2007 waren es noch 270.000. Dahinter folgen Frankreich und Großbritannien, Deutschland belegt europaweit Platz 4.
Interessanter sind dagegen die relativen Zahlen, also die Fahrzeugdiebstähle in Europas Staaten nach Einwohnern. Hier kann Italien seinen „Spitzenplatz“ mit rund 33 gestohlenen Fahrzeugen pro 10.000 Einwohnern im Jahr 2012 verteidigen, Deutschland hingegen landet mit nur rund 9 Fahrzeug-Diebstählen pro 10.000 Einwohnern 2012 auf Platz 13.
Woher kommen die hohen Zahlen für Skandinavien?
Auf den ersten Blick sorgt in dieser Statistik Schweden für eine Überraschung. Mit rund 30 Fahrzeug-Diebstählen belegen sie Platz 2, im Jahr 2007 lag das beliebte skandinavische Reiseland mit über 51 gestohlenen Fahrzeugen pro 10.000 Einwohnern noch vor Italien auf Platz 1 im europaweiten Vergleich.
Allerdings gibt es auch hierfür eine einfache statistische Erklärung. Das Wohnmobil-Nachrichtenportal Promobil zeigt Zahlen des europäischen Herstellerverbandes ECF. Danach gehören die skandinavischen Länder zu den größten Wohnmobil-Fans Europas.
Mit rund 69 Wohnmobilen pro 10.000 Einwohnern weist Schweden europaweit hinter Norwegen (88) die zweitgrößte Wohnmobildichte auf. In Deutschland beispielsweise kommen nur rund 56 Freizeitfahrzeuge auf 10.000 Einwohner. Eine ähnliche Dichteverteilung gilt insgesamt für Kraftfahrzeuge – was eine gute Erklärung für die erhöhten Zahlen in Skandinavien darstellt.
Weitere Lieblings-Reiseländer waren 2015 Italien, Frankeich und Griechenland – Unsere französischen Nachbarn stehen europaweit auf Platz 4, nachdem die Griechen sie 2012 vom dritten Platz verstoßen konnten.
Nimmt man den einprozentigen Anteil von Wohnmobilen an insgesamt gestohlenen Kraftfahrzeugen aus der GdV-Statistik, lässt sich die Zahl der gestohlenen Reisemobile in Europa grob schätzen.
Hiernach wären beispielsweise in Italien 2012 fast 2.000 Wohnmobile geklaut worden, in Frankreich rund 1.200 und in Schweden knapp 250.
Fazit: Deutschland gehört im europaweiten Vergleich zu den sichersten Staaten für Wohnmobilurlauber, die vergleichsweise hohen Zahlen der skandinavischen Länder sollte man nicht überbewerten.
Erhöhte Vorsicht sollten Camper aber in Italien, Frankreich und Griechenland walten lassen. Unabhängig von der Diebstahlsgefährdung raten Experten aber dazu, das Wohnmobil niemals unbedacht abzustellen.